Wildbienen

Text und Fotodokumentation: Sonja Rose

Zumeist Anfang Herbst rufen ängstliche Hausbesitzer an: „Wir haben Bienen unter dem Dach- Können Sie die nicht gebrauchen?“ Als Imkerin beruhige ich erst einmal telefonisch die Menschen, denn um „Honigbienen“ handelt es sich in den seltensten Fällen. Häufig sind es Wespen oder Hornissen, die sich gerne in Dächern, alten Schuppen, Fachwerkhäusern, Baumhöhlen oder Vogelkästen häuslich einrichten und mittlerweile eine unübersehbare Volksstärke erreicht haben.  Die Wächter des Volkes erkennen die Hausbesitzer bereits am Geruch (Pheromon) und bei Einhaltung eines räumlichen Sicherheitsabstandes von 3-5m zum Nest sind es sehr friedliche Tiere. Ihr geschäftiges Treiben zu beobachten, ist überaus spannend. Hornissen zum Beispiel bringen  Ihre Beuteinsekten ins Nest. Leider ist der Mülleimer auch gleich darunter, so dass eine Zeitung, ein Eimer oder ein altes Handtuch zum Schutz empfindlicher Böden gute Dienste leistet. Hier hilft es, die Menschen aufzuklären, wie wichtig Artenvielfalt in der Natur ist und dass jedes Volk je nach Art täglich 0,5 bis 2 Kilogramm Insekten vertilgt. Als Imkerin  bitte ich daher um Verständnis und Toleranz für die Wildbienen.

Erdwespen an einer Bushaltestelle

Das Wildbienenjahr

Im zeitigen Frühjahr, nach dem Frost, wenn die ersten milden Temperaturen von 2-6 Grad zu erwarten sind,  startet die dickplüschige Hummel zu ihren ersten Rundflügen.  Die befruchteten Jungköniginnen aus dem letzten Jahr haben im geschützten Versteck überwintert. Als Nahrung dienen ihr die Frühblüher, wie Krokus und Hyazinthe, die für den Nachwuchs reichlich Pollen, als pflanzliches Eiweiß, und Nektar liefern.  Bekannt ist die Dunkle Erdhummel, die gerne in verlassenen Mäusenestern ihr Brutnest anlegt. Die Steinhummel legt ihr Brutnest unter Steinhaufen und Mauern oder unter Stroh in Ställen oder verlassenen Vogelnestern an. Die Helle Erdhummel, die Gartenhummel, die Ackerhummel, die Wiesenhummel und die Baumhummel sind weitere Hummelarten mit unterschiedlicher Färbung. Fast jede Hummelart hat auch einen Parasit. 

Ackerhummel auf Distel

Die Kuckuckshummeln parasitieren in Nestern anderer Hummelarten und lassen ihre Brut vom Wirtsvolk versorgen. Als Sozialparasit dringt die Kuckuckshummel in das Nest ein. In vielen Fällen verläuft die Nestübernahme friedlich, in anderen endet es für die Wirtskönigin samt Brut tödlich. Häufig sehen Kuckuckshummeln den zugehörigen Wirten sehr ähnlich. Schmarotzerhummeln fehlen sowohl die Wachsdrüsen als auch die Pollentransporteinrichtungen an den Hinterbeinen. Eine eigene Nahrungsversorgung ist ihnen nicht möglich und ihr Überleben und Wohlergehen hängt von den Wirtsvölkern ab.  

 An warmen Tagen im Mai, wenn die „Rostrote Mauerbiene“ auf Hochzeitsflug geht und sie zu knapp hundert Heiratswilligen auffällig an Mauerspalten hin und her fliegen, dann wird entweder der Imker oder der Schädlingsbekämpfer gerufen. Der Spuk ist nach ca. 3-5 Tagen wieder vorbei, als wenn nichts gewesen wäre, aber in den Mauerritzen liegt die Brut für das nächste Jahr.  Die Rostrote Mauerbiene lebt nur 4-6 Wochen in der Zeit von April bis Juni. Den Rest des Jahres liegt der Nachwuchs im Kokon im Überwinterungsmodus und schlüpft erst Anfang April als fertiges Insekt. 

Liebesleben der Mauerbiene auf gewöhnlichem Schabockskraut

Wer schon einmal Nisthilfen für Solitärbienen gebaut hat, wird an schönen Sommertagen auch die Brutschmarotzer beobachten können. Kleine Minibienen schwirren als Brutparasiten um das Flugloch einer Wirtsbiene. Sie wartet einen unbeobachteten Moment ab, um in die Brutröhre einzusteigen. Sie vernichtet das fremde Ei und legen schnell ihr eigenes hinein. Bevor die Hausherrin zurückkommt, hat die Kuckucksbiene das Nest wieder verlassen. Die Wirtsbiene versorgt das fremde Ei mit Pollen und verschließt sorgsam die Brutröhre. Die Schmarotzerlarven ernähren sich als Futterparasiten vom angelegten Vorrat.

Nisthilfe aus altem unbehandelten Eichenzaunpfahl (Bohrloch 6 und 8mm

Grabwespen werden häufig zum „Ärgernis“ auf Terrassenflächen von Juni bis September. Nach jedem Regen entstehen die kleinen weißen Sandhügel aufs Neue. Sehr beliebt sind Steinpflaster im Sandpolster. Nimmt man sich die Zeit für eine Beobachtung, wird man schnell feststellen, wie fleißig diese kleinen Grabwespen das Grab Ihres Opfers schaufeln und dabei diesen prägnanten Hügel entstehen lassen. Manchmal sind es mehrere, so dass eine Kolonie von Sandhügeln entsteht. Da fragt man sich schnell, wie jede Wespe ihr eigenes Nest, unter vielen gleichen Grablöchern, wiedererkennt. Die Grabwespen erbeuten Insekten von beachtenswerter Größe. Ist die betäubte Beute erst einmal bis zum Loch transportiert, wird gezerrt und gedrückt bis das Opfer durch die kleine Röhre hinab in die Tiefe zur Brutzelle gelangt. Das befruchtete Ei krönt anschließend das Opfer, das als Nahrungsvorrat dienen wird. Die Bruthöhle wird sorgsam wieder verschlossen und ein neues Loch für ein neues Opfer und ein neues Ei wird gegraben. 

Grabwespe mit Beute (Fliege) im Anflug auf das Nest

Von April bis November fliegen die Wespen, die sich gerne in Siedlungsgebieten, in Hecken, Waldrändern oder Erdnestern niederlassen. Zur Bestimmung der Faltenwespen dienen die Gesichtsunterschiede, die nach Kurzkopfwespe, Langkopfwespe und Feldwespe zu klassifizieren sind. Gemeint ist damit, der Abstand zwischen Auge und Kauwerkzeug und die Fühlerfarbe. Hierzu gibt es eine Informationsseite (am Ende aufgelistet), die sehr zu empfehlen ist. Manchmal ist es notwendig, die Wespen zur Bestimmung durch ein Vergrößerungsglas zu betrachten, so fein sind die Unterschiede. Auch die Nestgröße und der Nestaufbau können einen Hinweis auf die vorgefundene Art liefern. Die geschlossenen Nester der Deutschen Wespe können eine stattliche Größe von 2m erreichen, wohingegen die Feldwespe ein offenes Nest in der Größe eines Handtellers erreicht. Die Wespen füttern in der Zeit der Brutpflege ihre Larven mit Fliegen und Insekten als tierische eiweißreiche Nahrung. Nach Abschluss der Brutphase, je nach Wetterlage im September oder Oktober, ernähren sich die Wespen ausschließlich vegetarisch mit Nektar, Honigtau, Obst- und Pflanzensäften und treten häufig im Rudel auf, was die psychologische Wirkung bei einigen Menschen verstärkt.  Die junge, befruchtete Wespenkönigin sucht sich im Herbst ein geschütztes Versteck und das Volk stirbt. Im Frühjahr fliegt sie zur Nestsuche wieder aus und gründet ein eigenes Volk. Auch bei den Wespen sind Kuckuckswespen bekannt. 

Gemeine Wespe (Kurzkopfwespe) auf Weinrispe

Sollten Sie draußen einen gedeckten Tisch für sich und ihre Gäste vorbereiten, denken Sie auch immer an ein schmackhaftes Mal für die kleinen Wespen. Ein zuckerhaltiges Getränk mit Schwimmhilfe oder Fleisch etwas abseits vom Tisch erleichtert ihnen ihren Aufenthalt in der Natur und sorgt für eindrucksvolle Erlebnisse.

Europäische Hornisse an Weinrebe

Wie bei den Wespen überwintert die Hornissenkönigin (Vespa crabro) in einem geschützten Versteck und gründet im Frühjahr ein neues Nest. Die junge Hornissenkönigin  bevorzugt morsche Bäume, Vogelnistkästen oder andere geschützte Räume der menschlichen Zivilisation. Aus zerkautem Holz werden die ersten papierartigen Waben erstellt, in den die Larven heranwachsen. Die Nahrung der Hornissen besteht aus vegetarischer Kost (Nektar, Obst-, Pflanzensäfte) und die Nahrung für die Larven besteht aus rein tierischem Eiweiß (Wespen, Bienen, Raupen und sonstigen kleinen Insekten).  Die empfindlichen Nester können eine beachtliche Größe erreichen. Bei Platzmangel ab Spätsommer sind Filialnester in der Nähe des Hauptnestes keine Seltenheit. Die Königin wechselt zur Eiablage der nah beieinander liegenden, aber örtlich getrennten Nestern hin und her. 

Seit der ersten Sichtung der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) im Jahr 2014 ist die Aufmerksamkeit auf Neozoen nochmal deutlich gewachsen. Vermutlich wurde die Königin über Palettenholz aus Asien eingeschleppt. Die Tiere zeichnen sich durch einen dunkleren Hinterleib mit einer gelbbraunen, breiten Querbinde aus und sind etwas kleiner als unsere europäische Art. 

Im Jahr 2020 wurde die Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia) in einigen Gebieten der USA und Kanada erstmalig entdeckt. Arbeiterinnen haben eine Länge von 27–45 mm, Königinnen von bis zu 55 mm. Die Arbeiterinnen haben eine Flügelspannweite von ungefähr 76 mm und einen 6 mm langen Giftstachel. Im Nachhinein wird sich herausstellen, ob das europäische Habitat eine neue, gebietsfremde Art vertragen kann. Sollten keine natürlichen Feinde vorhanden sein, erlangen gebietsfremde Arten mitunter naturunverträgliche Populationsstärken. Der Mensch wird dann einen hohen Kosten- und Zeitaufwand betreiben müssen, um den Schaden für die Natur, so gering wie nur möglich zu halten.  

Wildbienen – Eine besonders geschützte Art!

Der Unterschied von Honigbienen, Hummeln, Hornissen, Wespen und Solitärbienen ist den meisten Menschen nicht geläufig. Sie alle gehören zu den Wildbienen, die man in drei große Gruppen unterteilen kann: 

  1. Bienen mit kollektiver Lebensweise (Honigbienen, Wespen, Hornissen, Hummeln, Furchenbiene, je nach Art kurz oder langfristig im Kollektiv)
  2. Solitär lebende Bienen (95% der Wildbienen sind Einzelgänger in der Brutfürsorge)
  3. Kuckucksbienen und -hummeln (Nutzung fremder Nester zur Aufzucht ihrer eigenen Brut)

In den meisten Fällen stellen Wildbienen für den Menschen keine Gefahr dar und die Nester sind unbedingt vor Vernichtung zu schützen. Mehr als 50% der deutschen Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, 1/3 der Wildbienen sind als extrem selten, verschollen oder bereits ausgestorben gelistet. Wildbienen sind nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchutzV) als besonders geschützte Arten ausgewiesen. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist es verboten besonders geschützte Arten zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Die Nester, ihre Entwicklungsformen sowie die Fortpflanzungs- und Ruhestätten dürfen nicht aus der Natur entnommen, beschädigt oder zerstört werden. 

Die Imkervereine verfügen über einen Imker mit Sachkunde zur Umsiedelung von Wildbienen. Die Naturschutzbehörden der Länder sind hier über Umsiedlungsmaßnahmen im Vorfeld in Kenntnis zu setzen, mitunter sind besondere Genehmigungen einzuholen. Denn nur im äußersten Notfall, wenn Gefahr im Verzug  ist, darf eine Umsiedlung vorgenommen werden. Um erfolgreich zu sein, erfordert die Umsiedlung von Wildbienen die Kenntnis der Arten und des Habitats sowie Erfahrung bei der Vorgehensweise der Umsiedelung. Eine geeignete Fläche zur Besiedelung ist immer im Vorfeld zu erkunden und sie sollte außerhalb des ursprünglichen Flugradius liegen, da sonst die Gefahr des Rückflugs besteht. Auch sollten dafür spezielle Nisthilfen zur Verfügung stehen. Solitärbienen können nur sehr selten umgesiedelt werden, Ihr Flugradius beträgt manchmal nur wenige Meter, sie leben nur wenige Wochen, die Brutkammern sind schnell zerbrechlich und ihr Lebensraum ist sehr speziell. 

Flugradius: Biene, Wespe und Hornisse (3-6km) und Hummel (wenige 100m) 

Scherenbiene an Blutweiderich

Schädling oder Nützling?

Schädlingsbekämpfer verfügen nur in sehr seltenen Ausnahmen über diese spezielle Sachkunde, da ist der Griff zur Giftdose ein schneller. Den Menschen ist dabei nicht bewusst, dass sich die Giftladung im Gebälk niederlegt. Für empfindliche Personen könnte das eine neue Belastung bedeuten, weil sich Schadstoffe anreichern. Häufig wird gesagt, dass Wespen nur für einen Sommer das gleiche Nest belegen, das ist richtig. Leider bietet das gleiche Einschlupfloch zum Dachboden häufig Platz für neue Nester an benachbarter Stelle. Das erweckt dann den Eindruck, das Nest würde auch im darauffolgenden Jahr erneut genutzt werden. Damit die Problematik nicht erst gefördert wird, können konstruktive Maßnahmen in der flugfreien Zeit Abhilfe schaffen. Zu nennen sind hier das Verschließen von Einflugritzen, Lüftungsöffnungen durch Insektenschutzgitter aus Metall sichern, Fliegenfenster einbauen oder die Einflugschneise mit einem Ablenkbrett umleiten. Natürlich lässt die Anlage und Förderung natürlicher Lebensraumstrukturen gar nicht erst den Nestdruck in Gebäuden aufkommen. Für Hornissen bietet sich hier z.B. der Bau eines „Mündener Hornissenkasten“ an. Bauanleitungen hierzu gibt es im Internet. Wer zwei linke Daumen hat, kann diese Kästen auch fertig bestellen.

Mündener Hornissenkasten

Natürlich ist der Erhalt von Altholz und Totholz ein sehr wichtiger. Als schädlich zählen das zu frühe Abräumen der Beete und die Entsorgung oder schreddern von Gestrüpp und Halmen. In beiden liegt noch die letztjährige Brut und wartet auf einen geeigneten Zeitpunkt zum Schlupf. In unserer aufgeräumten Landschaft findet sich immer weniger Nistgelegenheit. Da es mittlerweile vielen Wildbienen an Lebensraum (Habitat) mangelt, ist es nicht mehr wichtig für welche Art man ein Habitat aufbereitet, sondern dass man es macht. 

Grabwespe an einer Nisthilfe

 Viele Vorgärten sind zu Beton- und Steingärten verkommen, die einen Lebensraum für die Wildbienen nicht mehr bereithalten. Chemiekeulen auf den Feldern und in den Hausgärten verknappen den dringend notwendigen Lebensraum. Der ökologische und ökonomische Nutzen dieser Wildbienen ist nicht mit Geld aufzuwiegen. Sie helfen bei der ökologischen Schädlingsbekämpfung durch Bejagung von Ernte- und 

Forstschädlingen, bei der Bestäubungsleistung von Obst und Gemüse und bei der Bestandsregulierung überzähliger Populationen.

Daher hilft es nur, den Menschen das Zusammenleben mit den possierlichen Tierchen zu erklären (Nestabstand einhalten, Trachtpflanzen nutzen, alternative Habitate fördern), konstruktive Maßnahmen zu ergreifen (Absperrband, Fliegenfenster, Ablenkbrett etc.), ihnen Tipps mit auf den Weg zu geben (um die Kurzkopfwespe bei Tisch abzuwehren) und die Menschen für Ihre Rücksichtnahme auf die Natur ausdrücklich zu loben. 

Löcherbiene beim Pollensammeln in einer Mohnblüte

Solitärbienen

Bei den Solitärbienen ist der Name Programm, das sind zum Beispiel die Keulhornbiene (keulenförmiger Fühler), die Scherenbiene (zangenartige Ausbildung der Mandibel), Schenkelbiene (verdickter hinterer Oberschenkel), Hosenbiene (starke Haarbürsten am dritten Beinpaar), die Furchenbiene (Behaarung im letzten Hinterleibssegment mit Mittelscheitel) die Schmalbiene als Unterart. 

Viele Solitärbienen haben nur einen äußerst begrenzten Flugradius oder sind auf sehr spezielle Pflanzenarten angewiesen. Die Solitärbiene (solitär = einzeln lebend) ist Wächterin, Königin und Arbeiterin in einer Biene, daher darf sie bei der Futtersuche das Nest nicht lange Zeit aus den Augen lassen. Der Drohn, mit dem sie zuvor die Paarung vollzog, hat das Vergnügen nicht überlebt. Manche Solitärbienen nutzen die Vorteile einer Brutkolonie und bilden gemeinschaftlich eine Eingangsröhre zum Schutz vor Feinden. Ob es sich bei dieser Zweckgemeinschaft um Verwandtschaft handelt, ist ungewiss, es schafft aber einen verbesserten Nestschutz für alle Einzelwesen. Als bekannteste Vertreter der Solitärbienen sind die Sandbiene, die blau schillernde Holzbiene und die Rostrote Mauerbiene. Die Solitärbienen erreichen meist nur eine kurze Lebensdauer von vier bis acht Wochen. Die bodenbewohnende Furchenbiene kann ein Alter von 5-6 Jahren erreichen. Je nach Art werden 4-30 Brutzellen mit Pollen versorgt, die  als Larve überwintern und dann im nächsten Frühjahr schlüpfen. Sie bauen Brutröhren in warmen, kargen und trockenen Böden, oder sie bevorzugen hohle Pflanzenstängel oder nutzen Fraßgänge im Altholz. Manche Arten überwintern als ausgewachsenes Tier an geschützter Stelle z.B. in einer geschützten Spalte oder im Holzstapel. 

In den Brutröhren legen sie ihre Eier abschnittsweise in einzelnen Brutkammern an und versorgen sie mit Pollen. Eine Wand aus zerkauten Pflanzenteilen, Sand, Lehm und Baumharz trennt die Kammern ab und am Ende wird die Brutröhre fest, auch mit kleinen Steinchen, verschlossen. Nun dauert es ein Jahr bis die nächste Generation Solitärbienen schlüpft. Manche Solitärbienen schaffen sogar mehrere Brutphasen in einem Jahr.  Jedoch können ungünstigste Verhältnissen wie Nässe und Schimmel, Räuber und Parasiten für eine schlechte Vermehrung sorgen und die Folgegeneration dezimieren.

 Sonderfall Keulhornbiene: Es gibt nur eine Solitärbiene, bei der die Nestwache ein Drohn übernimmt, dies erhöht seine Chance auf eine zukünftige Vaterschaft mit der weiblichen Keulhornbiene und schafft eine verbesserte Überlebensstrategie für diese Art. Wenn der Drohn dann eines Tages zum Zuge kommt, wird es sein Leben kosten und eine neue Keulhorndrohne wird seinen Platz als Bewacher einnehmen. 

Einige Wildbienenarten, wie z.B. die Schlürfbienen oder die Luzerne-Schwebebiene sind an bestimmte Pflanzenarten gebunden. Durch die Lebensraumzerstörung der Pflanzen sind daher viele Arten gefährdet, verschollen oder ausgestorben. 

Keulhornbiene (?) an kriechender Winde (Blaue Mauritius)

Oasen des Glücks

 Sandwege, alte Hecken, Totholz und Steinhaufen, dem Gelände wieder eine Struktur durch Altgräser geben, die Anlage von „Knicks“ wieder wörtlich nehmen (sägen, knicken, liegen lassen), eine unaufgeräumte Natur ist das Herzstück unserer Insektenvielfalt. Die Natur kann ohne uns leben, aber wir können nicht ohne Natur leben. Brachflächen und Ruderalflächen (Trockenstandorte) sowie Kleingärten und Kleinstrukturen sind in der heutigen Agrarlandschaft und im zunehmenden Wohnungs- und Industriebau nicht mehr verfügbar. Manche Solitärbienen haben eine so geringe Fortpflanzungsrate, dass sie extrem empfindlich sind gegenüber menschlichen Eingriffen, die mit modernster Technik in kürzester Zeit tausende Nistplätze oder Trachtpflanzen vernichten können. In vielen Beiträgen wird der Landwirtschaft die Schuld des Insektensterbens zugewiesen, aber haben wir es nicht alle in der Hand ein Teil unserer Gartenfläche der Natur zurück zu geben? 

 Alle geben 10% der Grundfläche an die Natur zurück – das würde schon viel helfen. Nicht nur die Landwirtschaft, auch Sie und ich. Geht man davon aus, dass die meisten Solitärbienen einen Kleinstkosmos bewirtschaften, so müssten spätestens alle 100 m blühende Oasen entstehen. Vielleicht vernetzt mit den Gartennachbarn? Für die Solitärbienen ist es nicht möglich, große Agrarlandschaften zu überqueren und es entstehen künstliche Barrieren. Vergleichbar mit Inseln, die einen notwendigen genetischen Austausch unmöglich machen.

Lichtimmissionen

Urbane Lebensräume sind häufig durch Lichtimmissionen beeinflusst, die allen nachtaktiven Insekten zu schaffen macht. Hornissen und Wespen sind dabei die bekanntesten Vertreter der Wildbienen, jedoch kann jede Biene auch bei Nacht fliegen. Grundsätzlich sollte gelten, auf nicht benötigte Lichtquellen zu verzichten und dort wo es geht, Bewegungsmelder einzusetzen. Die Lichtfarbe, mit möglichst wenig Blaulichtanteil (unter 3000 Kelvin, warmweiß), und die Beleuchtungsstärke, am besten so gering wie notwendig, sind entscheidende Faktoren bei der Auswahl der Leuchtmittel. Den Beleuchtungskegel möglichst senkrecht nach unten ausrichten, um das eigene Grundstück zu beleuchten und nicht den Nachbarn oder den Himmel.  Die Höhe der Beleuchtungspunkte besser niedrig (bodennah) als zu hoch ansetzen, um nicht als Lichtmagnet schon in der Ferne wahrgenommen zu werden. Diese kleinen Anregungen helfen schon, das Totfliegen nachtaktiver Insekten deutlich zu reduzieren. 

Insektenmagnet- Industriegebiet GVZ im Niedervieland in Bremen

Künstliche Nisthilfen

 Gerne werden Imker mit käuflichen Insektenhotels beglückt. Diese können sehr unterschiedlich ausfallen, sowohl in der Qualität als auch im Verwendungsgebrauch. Da ich bisher keine Nisthilfe mit durchschlagendem Erfolg erhalten habe, bin ich zum Selbstbau übergegangen. Viele Insektenhotels sind mitunter nicht geeignet, Insekten zur Überwinterung oder Fortpflanzung anzulocken. Ausnahme sind die Hohlstängel, die bei uns immer wieder gerne besiedelt werden. Ein sauberer und spänefreier Abschnitt der Stängel ist sehr wichtig, da sonst Verletzungsgefahr an den Flügeln besteht.  Die Tannenzapfen, Hohlkammern und Ziegelsteine werden zumeist  nicht genutzt oder von Spinnen besiedelt. Auch Wildbienen prüfen ihre Nachbarschaft sehr genau, vielleicht ist das der Grund der spärlichen Besiedelung. Die Brutröhren in künstlichen Nisthilfen benötigen außerdem keine Reinigung im Frühjahr, die Wildbienen reinigen die Brutröhren selbst. Schlimmstenfalls würde man die überwinternde Brut gleich mit ausräumen. Was gerne genutzt wird, ist ein hoch aufgetürmter Haufen Lösslehm. Der gewinnt vielleicht keinen Schönheitspreis, aber einen für skurrile Bauwerke. 

Wildbienennester im Lösslehm

Ebenso wichtig ist die Versorgung mit frischem Trinkwasser, insbesondere in sehr trockenen Wetterperioden. Damit die Wasserquelle den Tieren bekannt ist, sollte rechtzeitig mit dem Wasserangebot begonnen werden. Damit Wildbienen und die gezähmten Vertreter die Honigbienen ein gesundes Miteinander haben, sollte großer Wert auf die Bekämpfung der eingeschleppten östlichen Varroamilbe gelegt werden. Bereits vor der Haltung von Honigbienen habe ich auf unserer Terrasse eine Hummel mit Flügeldeformationsvirus vorgefunden. Honigbienen stehen im Verdacht diesen Virus auf andere Wildbienen zu übertragen. Insofern kommt dem Imker eine besondere Sorgfaltspflicht zu, die notwendigen Behandlungen erfolgreich durchzuführen.

Gartenbrunnen für die Insekten

Etwa 100 Millionen Jahre alt ist der älteste Beleg über eine Pollen sammelnde Biene in einem Bernstein. Soweit bekannt war ihr Vorfahr eine fleischfressende Wespe, daher wurden an diesem Tier Merkmale einer Biene und einer Wespe gefunden. Die bekannten Wildbienen liegen weltweit bei etwa 30.000 Arten. In Deutschland sind ca. 580 Wildbienenarten bekannt und wissenschaftlich beschrieben. Sie zu unterscheiden und einzuordnen erfordert ein gewisses Maß an Beobachtungsgabe und Ausdauer. Häufig sind die Größe, die Blütenbesuche und die jahreszeitliche Flugsichtung erste Hinweise auf die zu bestimmende Wildbienenart. Hier sei auf zwei Webseiten hingewiesen, die die Bestimmung unterschiedlicher Wildbienenarten durch eine reichhaltige Dokumentation erleichtern kann. Nicht selten stellt man am Ende fest, dass es sich bei dem gesuchten Objekt um eine Fliege handelt. Denn sie gehören ebenso zu den wichtigen Pflanzenbestäubern, so wie die Wildbienen. Sie imitieren das Äußere einer Wildbiene, in der Hoffnung vor Fressfeinden geschützt zu sein. Nicht selten geht auch der Imker dieser „Wildbiene“ auf dem Leim. Allein in Deutschland wird die Bestäubungsleistung von Insekten auf ca. 3,8 Milliarden Euro geschätzt.

Die Schwebfliege, 2-flügler mit einer engen, kurzen Fühlerbasis 

Stachel oder nicht?

Alle „Echten Bienen“ verfügen über einen Stachel, jedoch nicht die Drohnen. Die meisten Wildbienen sind nur wenige Millimeter groß. Da dieser Stachel eine unterschiedliche Ausprägung hat, ist er auch für die menschliche Haut nicht immer zu durchdringen. Auch die Wesensart und die Umstände bestimmen bei einer echten Biene, ob ein Stachel zur Verteidigung gezückt wird. Am Esstisch haben Sie es in den meisten Fällen mit Kurzkopfwespen zu tun, das sind die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Aufdringlichen Wespen sollten nicht weg- oder angepustet werden, das erhöht die Kohlendioxid-Konzentration in der Luft und versetzt die Wespe in Alarmbereitschaft und Angriffsstimmung. Nicht danach schlagen und keine hektischen Bewegungen, ist die Devise. Lästlingen begegnet man besser mit ruhigen Bewegungen. Mein Vorschlag: Stellen Sie bereits vor Ihrer  Mahlzeit einen Teller abseits von Ihrem Tisch nach draußen, mit süßem Zuckerwasser und Schwimmhilfe oder einer herzhaften kleinen Fleischmalzeit, als Ablenkung für die Wespen. Schützen Sie Ihre Getränke mit einem Deckel, das verhindert ein versehentliches Verschlucken von Wespen. Sein Sie auch immer Vorbild für die kleinen Kinder, denn sie schauen sich Ihr Verhalten und Ihre Reaktionen genau an. Schlussendlich ist die Zeit der Lockstofffallen und Abwehrsprays Geschichte und die volle Aufmerksamkeit sollte dem Schutz und der Arterhaltung von Insekten dienen. 

Die Riesenholzwespe 

Die Riesenholzwespe ist nur auf dem ersten Blick mit einer Hornisse zu verwechseln, Sie verfügt über keinen Giftapparat, dafür aber über einen auffälligen Legebohrer. Sie kann nicht stechen.

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Bestimmungshilfen für Wildbienen (Hautflügler)

https://www.digital-nature.de/tierwelt/insekten/hautfluegler/hautfluegler.html

https://www.naturspaziergang.de/Portrait-Seiten/Bienen-Portrait.htm

Kuckucksbienen

https://de.wikipedia.org/wiki/Wildbiene#Kuckucksbienen

Brutschmarotzer bei Wildbienen

https://www.wildbienen.info/biologie/parasitische_bienen.php

Wespenarten erkennen und unterscheiden

https://www.aktion-wespenschutz.de/Wespenarten/Wespenarten.HTM

Youtube Video, „Die Hornissenfamilie wird umgesiedelt“, 10 Minuten mit beeindruckenden Aufnahmen